Ein Schweizer Verlag, bei dem ich angefragt habe einen Fachartikel mit diesem Titel zu veröffentlichen, lehnt den Einsatz von KI grundsätzlich ab. Gleichzeitig nutzt er jedoch selbst täglich KI-Tools – nicht etwa für kreative Arbeit, sondern um Texte daraufhin zu prüfen, ob sie mit KI bearbeitet wurden.
Das ist eine konsequente Haltung, doch sie birgt einen offensichtlichen Widerspruch: Einerseits wird der Einsatz von KI kategorisch abgelehnt, andererseits verlässt man sich selbst auf KI, um die eigenen Grundsätze durchzusetzen.
Genau das macht die Situation so charmant paradox: Ein Verlag, der KI offiziell nicht einsetzen möchte, verwendet sie dennoch täglich – nicht für kreative Prozesse, sondern um Texte zu prüfen. Es ist ein kleines Stück Bürokratie-Komik, das Tati vermutlich mit einem liebevollen Schmunzeln inszeniert hätte: Menschen, die die Technik nicht zur Vereinfachung nutzen, sondern zu einer Art Spiel der Kontrolle.
Die Position des Verlages respektiere ich – auch wenn ich sie nicht teile.
Humor als Ventil
Humor ist mein Sicherheitsventil. Er verhindert, dass uns Innovator:innen der Kragen platzt, wenn wir auf Widerstände stoßen. Humor ist keine Flucht, sondern eine Haltung: Er schafft Distanz, ohne die Dinge kleinzureden.
Genau hier kommt Jacques Tati ins Spiel.
Für mich bleibt das Ganze deshalb weniger ein Ärgernis als vielmehr eine Szene, die zeigt, wie nah unser Alltag manchmal an der Komik eines Jacques Tati ist.

Monsieur Tati und die Wahrheit im Lachen
Jacques Tati, Meister der leisen Komik, hat die Menschheit wie kaum ein anderer entlarvt. Nicht mit Anklagen oder Thesen, sondern mit dem Spiegel des Alltäglichen. Er zeigte, wie absurd unser starres Festhalten an Konventionen wirkt – und das mit einer Leichtigkeit, die entwaffnet.
Was Tati für die Gesellschaft war, kann Humor im Umgang mit KI sein: eine Möglichkeit, Wahrheit sichtbar zu machen, ohne zu versteinern.
Wahrhaftigkeit jenseits der Angst
Die eigentliche Frage ist nicht, ob KI unsere Texte „verdirbt“. Die Frage ist, wie wir damit umgehen. Wahrhaftigkeit entsteht nicht durch Verdrängung, sondern durch bewussten, auch spielerischen Umgang mit dem, was sowieso da ist.
Und manchmal liegt gerade im Augenzwinkern mehr Wahrheit als in jedem Entlarvungsprogramm.
Quellen & Inspiration
– Tati, Jacques: Playtime, Mon Oncle, Trafic
– Harari, Yuval Noah: Nexus – Eine kurze Geschichte der Informationsnetzwerke, Penguin-Verlag 2024
– Beobachtungen im Umgang mit ChatGPT und reflektierter KI-Nutzung
Legen Sie gerne einen Boxenstopp ein, wenn Sie Gelassenheit und Humor lernen wollen oder Angst haben diesen zu verlieren in diesen unruhigen Zeiten.
Ihre Astrid Göschel | https://www.astridgoeschel.com