Es liegt in der Verantwortung jeder Führungskraft, ihre Mitarbeiter nicht nur fachlich zu führen, sondern ihnen auch in anderen Bereichen Halt zu geben und ein Vorbild zu sein. Ein entscheidender Grundstein hierfür ist die emotionale Selbstregulation.
Ist unsere Fähigkeit der natürlichen emotionalen Selbstregulation gestört, z.B. in schweren Lebensphasen oder bei psychischen Problemen und Erkrankungen, wirkt sich das negativ auf unser Wohlbefinden aus und kann uns erheblich daran hindern, unsere Ziele zu erreichen. Zudem sind wir dann weniger in der Lage, anderen Halt zu geben und durch schwierige Zeiten zu führen.
Die Psychohygiene, also alle Maßnahmen zur Erhaltung der eigenen psychischen Gesundheit, ist demnach unabdingbar für den Erfolg und sollte stehts hohe Priorität erhalten.
3 Schritte zur emotionalen Selbstregulation
Ich sehe 3 Schritte, die im Rahmen der emotionalen Selbststeuerung zu gehen sind:
- Selbstbeobachtung: Hier geht es zuerst darum, Emotionen wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten. Gefühle sind nicht gut oder schlecht. Sie verweisen auf Bedürfnisse, Motive und Werte und informieren uns auf diese Weise über einen Erfüllungs- oder Mangelzustand. Sie wollen uns also etwas mitteilen und wir fahren gut damit, ihre Botschaft zu verstehen und diese Emotionen als hilfreich anzunehmen.
- Selbstentwicklung: Im nächsten Schritt schauen wir, ob es zu unseren konditionierten Verhaltenskreisläufen nicht Alternativen gibt, die uns besser dienen können. Was können wir an unserem Verhalten, unserer Einstellung oder unseren Gedanken optimieren? An diesen Stellen setzen wir dann starke Intentionen. Mit Hilfe verschiedener Techniken wird der bisherige (emotionale) Kreislauf durchbrochen und aus unseren Absichten gedeihen neue, hilfreichere Verhaltens- und Denkmuster.
- Selbstaktualisierung & Kontinuität: Durch Wiederholung, Übung und einer kontinuierlichen Beobachtung können wir unsere Intentionen in die Wirklichkeit bringen und uns an neue Begebenheiten anpassen. Die Welt verändert sich, unsere Mitmenschen verändern sich und wir natürlich genauso. Was uns heute dienlich ist, kann uns in Zukunft wieder im Wege stehen. Wir tun also gut daran, immer mal wieder zu schauen, was unsere Emotionen uns mitteilen wollen.
Wie funktioniert das ganz praktisch?
Es gibt nicht DEN Weg, den man gehen muss oder DIE Maßnahme, die für jeden funktioniert.
Was für den Start sehr hilfreich sein kann, ist das tägliche kurze Innhalten und Reflektieren. Damit wird zum einen eine Routine geschaffen und die Selbstbeobachtung im Alltag integriert und zum anderen wird die Fähigkeit damit ausgebaut, auch im Alltag achtsamer zu werden.
Fragen, die z.B. in einem täglichen 10 Minuten-Journaling aufgegriffen werden können sind:
- Wie fühle ich mich gerade?
- In welchen Situationen war ich heute angespannt?
- Habe ich heute alle Entscheidungen bestmöglich getroffen?
- Habe ich mich allen Menschen gegenüber so verhalten, wie ich es für richtig erachte?
Bei der Beantwortung dieser Fragen geht es nicht darum, nach Fehlverhalten zu suchen, um sich Schuld dafür zu geben. Vielmehr geht es darum, ohne Bewertung nach Situationen zu schauen, in denen man nicht ausgeglichen war, aus dem Stress heraus reagierte oder hitzig eine Entscheidung traf.
Wird diese tägliche Reflexionszeit kontinuierlich und aktiv beibehalten, kann sie zu einem starken Instrument für die Selbstbeobachtung werden.
Im zweiten Schritt geht es dann darum, die Erkenntnisse aus der Selbstbeobachtung zu nutzen, um im Alltag Veränderungen hervorzurufen. Das ist nicht mit einem Fingerschnipsen getan und benötigt ebenfalls unsere bewusste und dauerhafte Aufmerksamkeit. Aber Veränderung ist möglich und bedarf lediglich eines gewissen Trainings (Wiederholung). Es gibt hier zahlreiche Möglichkeiten, das bisherige Verhalten zu ändern. Wenn Du wissen möchtest, welche 3 Möglichkeiten in emotionalen Stressmomenten helfen, dann höre Dir meine Podcast-Episode „Wie gehe ich als Führungskraft mit meinen Emotionen um?“ dazu an.
Die Ursachen unseres emotionalen Ungleichgewichts sind damit natürlich nicht beseitigt. Aber mit genügend Einblick in unser „inneres Wesen“ lernen wir uns selbst immer besser kennen und werden wissen, was uns guttut und wie wir wieder ins Gleichgewicht gelangen.
Fazit
Astrid (Göschel) M.A.