Ich erinnere mich noch genau…
„Ich erinnere mich an einen Moment in meiner NLP-Ausbildung. Ein Teilnehmer – kompetent, ruhig, analytisch – doch ich spürte sofort: Da ist Angst. Eine unfassbare Angst. Eine Angst, die lähmt. Doch äusserlich wirkt er betont entspannt.“
Ich konnte es nicht sehen. Ich wusste es einfach.
„Ich bringe dir morgen eine CD mit – ein spannender Vortrag von Prof. Dr. Verena Kast über Die Psychologie der Emotionen.
Hör dir besonders den Teil über „Die Schlüsselqualifikation von Angst“ an.
Sie hat eine besondere Gabe, komplexe Themen leicht, frisch und zugänglich zu machen. Ihre Vorlesungen sind einfach genial.

Keine Ahnung warum, aber ich habe das Gefühl, es könnte gerade gut passen.
Wir sind ja hier, um einander Impulse zu geben – und manchmal liegt genau darin der nächste Entwicklungsschritt. Bin schon gespannt auf Deinen Impuls für mich.“
Er war spürbar irritiert. Beim nächsten Ausbildungstermin kam er direkt auf mich zu.
Sein Blick war ernst, seine Stimme ruhig, fast fragil. Er sagte:
„Du hattest recht. Ich habe Angst. Tiefe, alte Angst. Ich spiele seit Jahren eine Rolle, die nicht meine ist. Ich gehöre nirgends wirklich dazu. Ich wäre lieber eine Frau. Ich bin im falschen Körper.“
In mir löste das echten „Befremdungsstress“ aus. Auch ich war irritiert – ließ es mir damals aber nicht anmerken.
Warum hatte ich ein Gefühl von Befremdung? Nicht, weil ich ihn oder seine Aussage bewertete –
sondern weil ich mit einem solchen Thema bis dahin noch nie persönlich konfrontiert worden war. Es war mir fremd. Das Thema und auch der Umgang damit.
Ab diesem Moment war ich selbst gespannt, wie der NLP-Leiter mit dem Thema umgehen würde.
Ein bisschen stolz war ich auch – denn ich hatte in wenigen Sekunden etwas berührt,
für das Paul (heute: Paula) vielleicht noch Jahre gebraucht hätte, um sich diesem Thema bewusst zu stellen.
Dieses Erlebnis war für mich ein Schlüsselmoment.
Damals – 2004 – begann ich, Empathie, Verstand und Bauchgefühl
zu einem intelligenten System zu verweben, das heute die Basis für mein Coaching bildet:
klar, menschlich und wirksam.
Das Grummeln in meinem Bauch empfand ich nicht als Störung,
sondern als Einladung:
dranzubleiben, präsent zu bleiben – auch wenn es innerlich geruckelt hat.
Manchmal beginnt echte Transformation genau dort, wo unser inneres System sagt: „Das ist mir (noch) fremd.“
Und genau dort kann Verbindung entstehen – wenn wir bleiben.

Das war der Moment, in dem ich klar benennen konnte, was ich beruflich längst in meinen Trainings und Beratungen für Führungskräfte beobachtet hatte:
Befremdungsstress. Der innere Stress, wenn wir in einer Umgebung sind, in der wir zwar funktionieren – aber nicht wirklich gemeint sind.
Befremdungsstress ist emotionaler Stress, der entsteht, wenn etwas in der Umwelt so fremd, so kontraintuitiv wirkt, dass es unser Selbstbild oder unsere Werte irritiert.
Beispiele für Befremdungsstress
Das kann eine neue Führungskraft sein. Eine andere Sprache. Eine unausgesprochene Erwartung.
Manchmal ist es auch einfach ein Anblick, ein Geruch, ein Gefühl oder eine Aussage, die wir nicht (sofort) einordnen können.
Für mich ist es nach wie vor befremdlich, wenn sich jemand den gesamten Körper tätowieren lässt.
Es ist einfach nicht mein Weg. Es löst Unruhe in mir aus und ruft unwillkürlich Bilder von Sklaven aus der Kolonialzeit hervor.
Ich verurteile es nicht – es passt nur nicht zu mir.
Den Befremdungsstress empfinde ich als wertvoll,
denn er hält mich davon ab, einem Trend zu folgen, der mir fremd ist.
Und trotzdem spüre ich: Da liegt etwas Echtes drunter.
Vielleicht ein tiefes Bedürfnis nach Selbstausdruck, nach Sichtbarkeit, nach Zugehörigkeit.
Und genau das macht es spannend.
Und wenn dieser Stress nicht erkannt wird, reagieren Menschen auf drei Arten:
- Abwehr,
- Überanpassung oder
- Rückzug.
- Alle drei kosten Energie. Alle drei zerstören Bindung.
Die Realität in vielen Unternehmen
„Ich sehe das in Organisationen jeden Tag. Menschen sagen nicht: ‘Ich bin befremdet.’ Sie sagen: ‘Das passt hier alles nicht mehr.’ Oder: ‘Ich kann hier nicht mehr atmen.’
Man setzt einen Obstkorb hin – und hofft, dass das Problem gelöst ist.
Aber der Obstkorb ist nicht das Problem und auch nicht die Lösung.
„Das Problem ist, dass niemand gefragt hat: Was ist für dich befremdlich an dieser Welt hier?„

Was irritiert dich? Was verletzt dich? Was überfordert dich – im Stillen?
Denn: Befremdung kommt nicht nur durch große Umbrüche. Sie kommt oft in Mikrogesten. Ein abwertender Blick. Ein Kommentar. Eine unausgesprochene Erwartung.“
Wie lösen wir das jetzt?
„Ich arbeite mit Unternehmen daran, genau hier Räume zu öffnen. Ich nenne sie: Resonanzräume.
Dreijährige, systematisch begleitete Programme, in denen nicht über Menschen gesprochen wird – sondern mit ihnen.
Es geht nicht um ‘alles erlauben’. Es geht um Verstehen, um Empathie bevor man konkrete Lösungen schafft und Veränderungen startet.
Denn wer Veränderung anordnet, ohne die emotionale Ebene zu sehen, wird Widerstand ernten.
Aber wer Befremdung anerkennt, kann Orientierung geben. Und Orientierung ist das, wonach Menschen heute suchen – mehr denn je.“
Warum ist das Thema relevant?
„Ich bin überzeugt: Unternehmen, die Befremdungsstress erkennen, senken ihre Burnoutquote, halten ihre Talente und bauen eine Arbeitgebermarke, die wirklich trägt. Nicht durch Lautstärke. Sondern durch Tiefe. Nicht durch Aktionismus. Sondern durch Resonanz.
Denn echte Zugehörigkeit entsteht nicht allein durch Motivationsprogramme – sondern durch das Gefühl: Ich darf hier ich sein.“
Legen Sie bei Interesse gerne einen Mentalen Boxenstopp bei mir ein.
- Wir trinken Ideensprudel®.
- Es gibt köstliches Brainfood.
- Sie werden satt. Versprochen!
Falls Sie einen weiteren Impuls hören wollen, dann geht es hier zur Youtube-Folge mit dem Titel „Fremd im Job?“