Was ist Befremdungsstress?
Befremdungsstress – ein Begriff, der auf den Punkt bringt, was viele Menschen – vor allem viele Frauen – im Berufsleben spüren:
Dieses diffuse Gefühl des Fremdseins. Die Frage, ob es an einem selbst liegt oder an dem System, in dem man sich bewegt.
Ein inneres Unbehagen, das schwer zu greifen ist – aber wenn es einen Namen bekommt, entsteht Resonanz.

Danke an die Dame, die mir strahlend mitteilte: „Jetzt, wo es einen Begriff dafür gibt, merke ich, wie sehr das Thema in mir mitschwingt.“
Warum sprechen so wenige darüber?
Vielleicht, weil Befremdungsstress subtil ist. Nicht laut. Nicht dramatisch. Er wirkt unterschwellig, macht müde, erschöpft – aber selten sofort sichtbar.
Vielleicht auch, weil wir uns lange eingeredet haben, man müsse sich einfach „anpassen“ – oder weil man befürchtet, nicht resilient genug zu sein, wenn man es anspricht.
Doch Befremdungsstress ist kein individuelles Versagen. Es ist ein systemischer Hinweis. Ein Symptom dafür, dass etwas in der Struktur, im Miteinander, in der Kultur nicht (mehr) stimmt – vor allem dann, wenn menschen mit anderen Kulturen, anderen Denkweisen, andern Prägungen in alte Systeme einsteigen.
Top-Positionen – und trotzdem fremd?
Ich kenne viele Frauen, die mit Freude, Energie und Anspruch im Business mitspielen wollten – auf Augenhöhe, ganz oben. Sie stiegen auf mit Leidenschaft, Klarheit und anfangs sehr viel Kraft. Mit einem hohen Anspruch an sich selbst, mit Freude an Verantwortung, mit Lust zu gestalten. Und dennoch: Viele fühlen sich – je höher sie steigen – umso fremder.
Frauen, die irgendwann gehen.
Nicht, weil sie nicht gut genug wären. Sondern weil sie sich dauerhaft fremd fühlen.
Weil sie merken, dass sie sich in Strukturen bewegen, die nicht mit ihrer inneren Selbstverständlichkeit harmonieren.
Denn viele dieser Strukturen wurden nicht für sie gebaut. Es sind „Häuser“, also Unternehmensstrukturen, die über Jahrzehnte von Männerhand gebaut – für Männer, nach männlicher Logik, mit männlichem Rhythmus.
Sie folgen männlichen Prinzipien: linear, kontrollorientiert, wettbewerbsbasiert.
Frauen hingegen sind oft kultiviert in Wahrnehmung, Verbindung, Tiefe und Regeneration.
Frauen bringen andere Qualitäten mit:
- Sie sind oft feinsinniger in der Wahrnehmung
- Sie kooperieren anders
- Sie regenerieren auf andere Weise
- Sie kommunizieren emotionaler und vielschichtiger
- Sie empfangen mehr. Und erschöpfen schneller, wenn das System das nicht trägt.
Und während Männer oft die 10% oberhalb des Eisbergs arbeiten, leben viele Frauen ganz selbstverständlich in den 90% die darunter liegen – in Emotionen, Beziehungsdynamiken, Kontextverständnis.
Und nein – es geht hier nicht um Schuld. Es geht um Systemverständnis.
Befremdung betrifft auch Männer – nur anders.
Es wäre ein Fehler, das Thema nur auf Frauen zu beziehen. Auch Männer erleben Befremdungsstress – etwa dann, wenn sie sich gezwungen fühlen, Emotionen zu unterdrücken, oder wenn sie sich an starre Rollenbilder klammern, die nicht mehr zu ihnen passen.
Der Unterschied ist oft: Männer drücken ihn weg. Frauen spüren ihn – und handeln. Nicht selten mit dem Entschluss: Raus aus dem System. Lieber weniger Geld, aber wieder in Verbindung mit sich selbst.
Wir müssen das Thema sichtbar machen – nicht diskutieren, sondern gestalten
Wir haben genug geforscht. Genug analysiert. Genug Diversity-Debatten geführt. Jetzt ist die Zeit zu gestalten. Es braucht keine weiteren Studien, um zu belegen, dass gemischte Teams erfolgreicher sind.
Nicht weiterfragen, ob Teams divers sein sollten. Sondern wie Strukturen geschaffen werden, in denen Menschen – Männer wie Frauen – nicht ausbrennen.

Was es braucht, ist der Mut, Systeme neu zu denken – jenseits von Vergleichen und Wettbewerben. Nicht mehr die Frage: Wer kann sich besser anpassen? Sondern: Wie schaffen wir Strukturen, in denen Menschen unterschiedlich sein dürfen – und trotzdem gemeinsam stark sind?
Die Erfolg-darf-leicht-sein-Kultur als Antwort
In meiner Arbeit als Mentalcoach und in meinen Implementierungsmaßnahmen, deren Ziel es ist, innerhalb von drei Jahren eine gelebte Erfolg-darf-leicht-sein-Kultur zu etablieren, arbeite ich genau an dieser Schnittstelle. Ich begleite Organisationen dabei, eine Kultur zu formen, in der Leistung nicht gegen den Menschen, sondern mit dem Menschen entsteht.
Eine Erfolg-darf-leicht-sein-Kultur bedeutet:
- Raum für Reflexion (Regelmässige, kurze MentaleBoxenstopps®)
- Zeit für Echtheit
- Strukturen, die IQ, EQ und Intuition verbinden
- Eine Haltung, in der Unterschiedlichkeit nicht belächelt, sondern bewusst eingebunden wird.
Frauen brauchen andere Bedingungen für Hochleistung
Nicht besser. Nicht schlechter. Einfach: anders.
Und das gilt es zu verstehen – nicht mit dem Ziel, Frauen wie Männer zu machen oder umgekehrt. Sondern um die Autonomie beider Seiten anzuerkennen.
Fazit: Es ist Zeit für neue Architekturen
Wir müssen die Systeme verändern – nicht die Menschen verbiegen. Weg vom Vergleich. Weg vom Anpassungsdruck. Hin zu Strukturen, in denen Menschen wieder atmen können, verbunden mit sich selbst und mit anderen.
Befremdungsstress ist ein Weckruf.
Ein stiller – aber umso dringlicher. Wer ihn versteht, kann Wandel gestalten. Und wer ihn ernst nimmt, schafft Räume, in denen Menschen nicht nur leisten – sondern aufblühen.
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