Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich finde es nicht verwunderlich, dass die Zahl psychisch erkrankter Menschen steigt und sich Ängste, Sorgen und Unsicherheiten wie ein Laubfeuer ausbreiten. Liegt es am aktuellen Zeitgeschehen und daran, dass es wirklich Anlass zur Sorge gibt? Hm, vielleicht ein wenig, da die Veränderungen sehr schnell stattfinden und wirklich spürbar sind. Aber meines Erachtens nach, liegt es vielmehr an anderen Faktoren:
- Die altbekannte und leider nie gestoppte Panikmache durch die Medien.
- Der fehlende Halt und das fehlende Vertrauen in eine höhere Instanz, die z.B. der Staat übernehmen könnte.
Ich denke, der erste Punkt muss nicht weiter ausgeführt werden und versteht sich von selbst. Man muss nur einen Blick auf die aktuellen Cover der Zeitungen und Magazine werfen.
Der zweite Punkt verfolgt einen subtileren Ansatz und ist daher einer Erklärung bedürftig: Es ist Fakt, dass die Regierung gelinde gesagt keine Glanzleistung abgelegt hat im Umgang mit den Herausforderungen der letzten Jahre (Stand 10/2022). Die Digitalisierung wurde verschlafen, die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus waren ein einziges Chaos, das Agieren im Zusammenhang mit Nord Stream 2 leichtfertig und versprochene Hilfsleistungen ließen monatelang auf sich warten und haben nur einen Bruchteil der Bevölkerung erreicht. Das alles ist nur ein kleiner Auszug, der den Unmut und die Unsicherheit in der Bevölkerung maßgeblich begründet. Die Folge: Das Vertrauen in den Staat ist verloren. Die Gesellschaft zersplittert und jeder ist sich selbst überlassen.
Auch wenn Dir diese Einschätzung vielleicht etwas übertrieben vorkommt, darfst Du nicht vergessen, dass Du als Führungskraft oder erfolgreicher Unternehmer bzw. Unternehmerin mit Führungsqualitäten ausgestattet bist, die Dich etwas resilienter machen als den Durchschnitt der Bevölkerung. Du hast auf Deinem Weg schon viele Hürden gemeistert und Dir machbare (Durchhalte-)Strategien angeeignet. Darum bewertest Du die Situation nicht ganz so dramatisch und unheilvoll. Ein Großteil der Bevölkerung reagiert sensibel auf diese schnellen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen und den fehlenden Halt. Sie leiden unter ihren Ängsten und werden davon bestimmt.
Diese Angst macht nicht Halt an der Bürotür und kann dann von den Mitarbeiter:innen nicht 8 Stunden lang ausgeblendet werden. Sie ist gegenwärtig, beeinflusst die Aufmerksamkeitsspanne, Entscheidungen, die Gespräche in der Kaffeeküche und die Reaktion auf Informationen der Geschäftsleitung.
Und hier sind wir beim Thema dieses Artikels: Was kann eine Führungskraft tun, um diese Ängste aufzufangen und den Mitarbeiter:innen ein Anker zu sein in diesen vermeintlich unsicheren Zeiten? Dazu erhältst Du im Folgenden einige Impulse.
Emotionen anerkennen und nicht länger tabuisieren
Ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung ist es, sich als Führungskraft mit dem Thema auseinanderzusetzen und zu verinnerlichen, dass Emotionen nicht außen vor gelassen werden dürfen.
Ein guter Anfang kann es sein, einen tiefen Blick in den Spiegel zu wagen und die eigenen Emotionen wahrzunehmen und zu ergründen, mit nahestehenden Personen, z.B. in der Familie oder mit den besten Freunden, darüber zu reden. Dieser Prozess des „Sich-Öffnens“ hilft dabei, das Tabu zu entkräften und einen inneren (sicheren) Begegnungsraum für Ängste und Unsicherheiten zu schaffen, ohne dass dabei Druck oder Stress entsteht.
An dieser Stelle möchte ich das Buch „Die Welt als unsicherer Ort“ von Luise Reddemann aus der Klett-Reihe „Leben lernen“ empfehlen. Auch wenn dieses Buch sich vordergründig an Therapeut:innen und Pscholog:innen richtet, kann es auch all diejenigen unterstützen, die sich in unsicheren Zeiten ein unterstützendes Angebot wünschen oder besser verstehen wollen, welche Auswirkungen das aktuelle Zeitgeschehen auf uns Menschen haben kann. Es bietet einige praktische Hinweise dafür, wie wir der Angst bei uns und anderen begegnen können. Spannend, praktisch, hilfreich und damit unbedingt empfehlenswert. Klick hier, um zum Buch auf amazon.de zu gelangen.
Was kann eine Führungskraft tun?
Was eine Führung nun am besten tun kann, um den Mitarbeitenden ein Anker zu sein, ist im Grunde auf zwei Dinge herunterzubrechen:
- Die Führungskraft muss selbst stabil sein und Verlässlichkeit, Zuversicht und Gelassenheit ausstrahlen.
- Sie muss für ihre Mitarbeiter:innen da sein, ein Gespür für Ihre Befindlichkeiten entwickeln und das umso mehr, wenn lediglich aus dem Home Office gearbeitet wird.
Nun ist es nicht die Aufgabe der Führungskraft, Händchen zu halten, wenn es jemand aus dem Team mit der Angst zu tun bekommt. Vielmehr geht es darum, der Angst soweit wie möglich den Nährboden zu entziehen. Das geschieht durch eine transparente, offene Kommunikation, die kein Blatt vor den Mund nimmt, aber sensibel eingesetzt wird. Informationen sollten schnell fließen, aber erst weitergeleitet werden, wenn sie bestätigt sind. Die Führungskraft ist angehalten, sich stetig zu informieren und über aktuelle Entwicklungen im Unternehmen und das Unternehmen betreffende Nachrichten auf dem Laufenden zu halten.
Jede Mitarbeiterin, jeder Mitarbeiter weist eine individuelle Persönlichkeit mit spezifischen Bedürfnissen auf. Gesprächsbereitschaft sollte jederzeit proaktiv angeboten werden, ohne zu belästigen oder zu verhätscheln. Es braucht ein Gefühl dafür, welche Mitarbeiterin eher gefordert werden möchte und welcher Mitarbeiter Unterstützung sucht oder etwas braucht, um voranzukommen. Teams sollten so zusammengestellt werden, dass die Mitarbeiter:innen sich gegenseitig ergänzen und fördern können. Wenn etwas nicht läuft wie erwartet, darf nachjustiert werden, ohne mit dem Finger auf Schuldige zu zeigen. Es gehört dazu, Fehler zu machen, um daraus lernen zu können.
Wäre es nicht schön, ein angstfreies Arbeitsumfeld zu erschaffen, in dem jeder ernst genommen und respektiert wird? Dort, wo Motivation entlang seiner bzw. ihrer Stärken erfolgt und eine Förderung behutsam an den Wachstumsbereichen ansetzt. Ein solches Umfeld zu schaffen, ist Aufgabe der Führungskraft von heute.
Musik als Enstpannungsritual
Ein Tipp, falls Du selbst unter Ängsten oder Sorgen leidest: Wenn Du immer dieselbe Musik nutzt, um abzuschalten, Dich zu beruhigen oder Dein Gedankenkarussell zu stoppen, dann programmierst Du Dein Gehirn darauf, immer schneller herunterzufahren, wenn diese Musik startet. Es hilft nicht nur beim Einschlafen, sondern auch bei Flugangst, Sorgen (Verlust, Geld, Scheitern etc.) und sogar bei angestauter Wut.
Es gibt unzählige Angebote für Entspannungsmusik auf Youtube oder anderen Kanälen. Du findest bestimmt etwas, das zu Dir passt. Mir hilft es, wenn die Musik keinen Text hat und ich mich voll und ganz auf die Entspannung einlassen kann, ohne Worte fassen bzw. ausblenden zu müssen. Hier ein Beispiel, das mir gefällt.
Möchtest Du konkret und ganz praktisch erfahren, wie Du Deine Mitarbeiter:innen in diesen Zeiten am besten unterstützen kannst? Oder merkst Du selbst, dass Dich die aktuellen Herausforderungen sehr mitnehmen und sehnst Du Dich nach einem emotionalen Gleichgewicht und mehr Gelassenheit? Dann lass uns gerne sprechen und wir schauen, wie ich Dich am besten auf schnellsten Wege unterstützen kann. Vereinbare Dein kostenfreies Vorgespräch mit mir. Ich freue mich auf Dich.
Auf Deinen Erfolg!
Astrid (Göschel) M.A.